Mittwoch, 17. Juni 2009

Die gute Basis

Anne M. Schüller hat einen interessanten Artikel zum Thema Ideenmanagement verfasst. Sie kommentiert die Wichtigkeit von interaktivem Ideenmanagement und beschreibt dabei eine Art Business-Märchenwelt.

Auf die Frage "Und wie entstehen innovative Ideen?" antwortet sie ungehemmt: "Zunächst braucht es dazu eine gute Basis: eine offene Innovationskultur und ein innovationsförderndes Klima, aufbauend auf Risikobereitschaft, stetigem Lernwillen und einer hohen Fehlertoleranz." [Wenn es nur das ist ...] "Danach geht es ganz schnell um Operatives." [Darauf können wir lange warten ...].

Das Zunächst macht uns allen wohl mehr Sorgen als das Danach. Seit Jahren kämpfen Verantwortliche im Ideenmanagement für diese "gute Basis" und nur konsequentes, kompromissloses Dranbleiben trägt einen Mosaikstein (leider nicht mehr) zu dieser "guten Basis" bei.

Schüllers kreative Ideenpalette, wie man die Ideenbank füllt, sind einleuchtend und gut - was sich in vielen Fällen aber rasch ändern könnte, wenn die Geschäftsleitung diese einführen und aktiv fördern sollte. Ideenmanagerinnen und Ideenmanager sind deshalb aufgefordert, direkt mit dem Operativen zu beginnen [und nicht zu warten] und dadurch zur Schaffung einer guten Basis beizutragen.

Wie sieht das in deiner Firma aus?

Freitag, 15. Mai 2009

World Café - Ideenmanagement in purster Form

Bestimmt ist dir die Redewendung "alter Wein in neuen Schläuchen" nicht unbekannt. So in etwa kam mir die dib-Tagung 2009 vor. Die Schläuche - also die Moderationsform beispielsweise und die Dokumentation der Inhalte auf den übergrossen Pinwänden - wurden erneuert. Die Grossgruppenmoderation "World Café" hätte besser nicht passen können. Menschen tauschen sich aus und vernetzen sich - Ideenmanagement in purer Form.

Inhaltlich driftete die Diskussion jedoch rasch in die alten Probleme ab. Dass Durchlaufzeiten immer zu lange dauern, die Kommunikation via E-Mail und online Tools zu Missverständnissen führt, Prämien diskutiert werden, die Umsetzungsquote zu niedrig ist, Vorgesetzte Ideen und Mitarbeitende zu wenig anerkennen, das Top-Kader sich ungenügend der Thematik widmet und jede Software unzureichend ist, wissen wir alle schon lange.

Doch kennen wir auch den neuen Wein? Firmen, die mit Open-Innovation Ansätzen Ideen ihrer Kunden und Lieferanten anzapfen (Starbucks, Tchibo, IBM, Dell, ...) Tools, die einfach den Austasch von Wissen und Informationen ermöglichen (Innocentive, Atizo, Ideascale, Google, MyDesktop, Wikipedia, etc.)?

Ideenmanager sind längst nicht mehr die einzigen, die sich der Kreativität und Ideen der Mitarbeitenden bedienen wollen. Das soziale Kapital wird in naher Zukunft wesentlich zum Wettbewerbsvorteil beitragen. Solange sich die inhaltliche Diskussion um "alten Wein" handelt, können Newcomer ungehindert im Markt der Mitarbeiterideen innovative Systeme implementieren und wir, die wir uns Fachspezialisten für Mitarbeiterkreativität nennen, verpassen prompt den Anschluss. Anderen ist es auch so ergangen ...

Montag, 30. März 2009

Mein Rat: Melden Sie sich nur bei ernsthaftem Interesse

"... sicher haben Sie schon einmal kalkuliert, was ein funktionierendes Ideenmanagement in Ihrem Unternehmen für ein Potenzial haben könnte [Ja, habe ich. Schliesslich bin ich seit über 6 Jahren Ideenmanager.]
"... für Ihr Unternehmen eröffnet sich ein betriebswirtschaftliches Potenzial aus dem Ideenmanagement in Höhe von über 462 Mio. EUR." [Danke dib. Da wird die Beratungsfirma froh sein, das nicht selbst erheben zu müssen.]

Mit diesem Text erhalte ich ein Schreiben der ILTIS GmbH [Übrigens, in meinem Team bin ich nicht der einzige, dem dieses Schreiben zugestellt wird.]

Der Absender beschreibt zudem einige Beispiele, die dafür verantwortlich sind, dass wir statt 462 Mio. EUR im 2008 nur 6 Mio. CHF erwirtschaftet haben:
- Ideen würden verwaltet und Gestaltungspotenzial werde bei Einreichung eingeschränkt
- Liegezeiten der Idee seien zu lange
- die Führung definiere Ideen als Kritik, die Anonymität sei nicht ausreichend gewahrt
- das Prämiensystem sei zu kompliziert und wenig attraktiv

Zugegeben, das Schreiben hat zumindest die richtige Abteilung im Unternehmen gefunden. Allerdings ist das nicht die Unterstützung, die mich weiterbringt. Erstens sind die obigen Beispiele allgemein bekannte Hindernisse, die aus der Ideenmanagement Literatur entnommen werden können oder auch in Diskussionen un-engagierter IdeenmanagerInnen zu hören sind. Sie widerspiegeln wenig Nähe zur Praxis. Gerne kommentiere ich kurz das Ideenmanagement bei uns bezüglich der vier obigen Punkte.

- "Alles was der Post einen Nutzen bringt ist eine Idee" lautet die einfache uneingeschränkte Ideendefinition und der Zugang zum Ideensystem ist unter den 9 Top-Links im Intranet prominent platziert - also keine Einschränkung bei Einreichung.
- Einverstanden, mit ca. 60 Tagen dauert die durchschnittliche Durchlaufzeit lange. Andererseits widerspiegelt sie die Kultur in einem Traditionsunternehmen gut und verglichen mit anderen Aktivitäten und Projekten, kann ich damit leben. Immerhin schliessen wir jährlich ca. gleich viele Ideen ab, wie eingereicht werden.
- Die Führung nutzt das Ideenmanagement nicht, um ihre gesetzten Ziele zu erreichen. Die Führung muss verstehen, dass Ideen Holschuld sind. Dies zu vermitteln ist wichtiger, als die Führung in ihrer Wahrnehmung belehren zu wollen. Bezüglich Anonymität gibt es zu bemerken, dass nicht offen und transparentes Ideenmanagement möglich ist, wenn Anonymität zugelassen wird.
- CHF 100'000 zu kassieren erachte ich als attraktiv und auch die Einfachheit ist bei uns gegeben: Bis CHF 2'500.- Einsparungen gibt es jeweils einen fixen Betrag, was darüber liegt wird mit 20 % der Erstjahreseinsparung prämiert. Zudem ist in der Abstufung 100-, 50- und 0-prozentige Zuständigkeit zu definieren. Das ist alles.

"Sie erhalten ein Management-Summary mit der Bewertung der Optimierungspotenziale." lautet das Angebot im obenerwähnten Schreiben schliesslich. Da ich aufmerksam genug war, habe ich auch den Briefkopf gelesen: "Damit aus Strategien Handeln wird".

Was ich von einer Kontaktaufnahme der ILTIS GmbH erwartet hätte, ist ein ernsthaftes Interesse am Thema Ideenmanagement in meinem Unternehmen, die Bereitschaft zu einem engagierten Dialog und schliesslich den Ausweis, dass aus Strategien tatsächlich Handeln wird.

Die ILTIS GmbH hätte sich mindestens ein Schreiben sparen können und in der Akquisition sehe ich durchaus Potential - vielleicht hätte sie ein Ideenmanagement oder die Beratung dazu nötig?!

Montag, 16. März 2009

Auf jeden Fall nach Hamburg ...

Die Planung der dib-Jahrestagung Ideenmanagement 2009 erlaubt mir eine kritische Betrachtung:

Für den Alltag als Ideenmanager sind viele der gelisteten Themen etwas weit weg. Das Ideenmanagement muss möglichst einfach bleiben und mit geringster Hemmschwelle das maximale Ideenpotenzial holen. Richtet man den Blick zu den Trendentwicklungen, ist die Beteiligung von Menschen in sozialen online Netzwerken unschwer zu erkennen und es ist davon auszugehen, dass sich auch die Medienlandschaft drastisch verändern wird. Ideenmanagement sollte diese Entwicklung unbedingt mitmachen. Ausser dem Workshop von Oguzhan Genis und der Input zu Obama’s Marketingstrategie sehe ich wenig, was dieser Entwicklung zuträglich ist.

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass wir (hier meine ich u. a. Besucherinnen und Besucher der dib-Tagung) das moderne Ideenmanagement formen. Die Leute aus dem Innovations-, Produkte- und Dienstleistungsmanagements machen uns den Ideen-begriff heute spürbar streitig, weil Ideen schliesslich auch ihre Themen nähren. Wir sollten es nicht verpassen, Ideenmanagement für moderne Arbeitsformen fit zu machen und auch die anders denkend und handelnde Generation Y berücksichtigen.

Aus diesem Grund hat Ideekom ein Seminar, das genau diesen Themen Rechnung trägt, ins Leben gerufen. Eine Geschäftsreise nach Hamburg im Mai ist also sowie Pflicht. Die Frage ist nur wann? oder ob man sich beide leisten kann.

Montag, 9. März 2009

Die Popularität des Durchschnitts


"Über 250 Unternehmen haben schon teilgenommen. Ihres fehlt noch!" ... Das bedeutet, dass ich noch nicht teilgenommen habe. ... "Sollten Sie ihre Daten schon übermittelt haben, dann bedanken wir uns recht herzlich." ... Nein, meines fehle ja noch. Oder doch nicht?

Ich versuche den Verteiler dieser Nachricht zu erahnen und denke, dass aus Bequemlichkeit alle verfügbaren e-Mail-Adressen der letztjährigen Statistikerhebung ausgewählt und beide Optionen - Aufforderung und Dank - eingeschlossen wurden.

Immer wieder staune ich, wie doch auch diejenigen, die sich fürs Ideenmanagement einsetzen nur durchschnittliche Arbeit leisten. Wie wäre ich doch verblüfft gewesen, wenn der Text gelautet hätte: "Wir danken Ihnen für Ihre Teilnahme vom 03.03.2009 an unserer Statistikerhebung. Sie tragen mit der Einsendung Ihrer Zahlen dazu bei, dem Thema Ideenmanagement mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sollten Sie Firmen kennen, die ebenfalls Zahlen liefern könnten, danken wir für die Weiterleitung des Links."

Abgesehen davon, dass die Ideenmanagementstatistik.com-Seite weit weg von zeitgemässen Design- und Usability-Standards liegt, könnte die Weiterleitung an weitere Firmen die Teilnehmerzahl und Repräsentativität erhöhen. Könnten zudem alle (!) Statistiken der letzten Jahre online eingesehen werden, würde die Seite zudem aufgrund ihres Inhaltes interessant. (Definitiv wäre ein neues Geschäftsmodell notwendig, das mit etwas Kreativität im Nu entwickelt wäre - Freemium als kleines Stichwort.)

Dienstag, 17. Februar 2009

Wie weit bringt die Prämiendiskussion das Ideenmanagement?

Der Begriff "Ideenmanagement" erfährt heute eine massive Verzerrung. Nicht, dass dies Besorgnis erregend wäre. Allerdings geschieht die Verzerrung ohne das Zutun der eigentlichen Profis - also den designierten Ideenmanagerinnen und Ideenmanager, die das klassische Vorschlagswesen weiterentwickelt haben.

Kreativ und innovativ sein ist heute trendig und wer es nicht ist, hat wenig zu melden. Firmen lassen sich vom Silicon Valley inspirieren und streben nach innovationsgetriebenen Unternehmenskulturen. Jede Innovation beginnt mit der Idee, durchläuft einen Prozess und hat als einziges Ziel ihre Umsetzung am Markt zu finden - also Ideenmanagement. Diskussionen zum klassischen Ideenmanagement beschäftigen sich aber oft mit Prämienfragen und Betriebsratsdiskussionen anstatt den Newcomern eine Lektion zu erteilen und zu zeigen, dass das Thema schon lange und erfolgreich vorangetrieben wird.

Ein ständiges Herausfordern und mutiges Experimentieren ist dringendst notwendig, um der gestiegenen Management Attention und der zunehemenden "Konkurrenz" voraus zu sein.